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ZEHNTER PLANET ENTDECKT?
Eiswelt jenseits des Pluto stellt Forscher vor Probleme
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UB313 - Durchmesser: ~ 2600 km - Entfernung zur Sonne: 38-97 AE - Umlaufzeit: 560 Jahre
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2003ub313
© by NASA - Anpassung: Jürgen Vollmer

So stellt sich ein NASA-Künstler den neu entdeckten Himmelskörper vor: Nur schwach schimmert seine von zahllosen Asteroideneinschlägen zernarbte Oberfläche im fahlen Licht der fernen Sonne, die inmitten anderer Fixsterne kaum noch stecknadelkopfgroß erscheint. Oben sieht man einen inzwischen ebenfalls entdeckten Mond des Objekts.


Eisiger Felsplanet fernab von Wärme und Licht

Planetenanwärter wird sogar von einem Mond umkreist


Im Oktober 2003 erspähte ein amerikanisches Astronomen-Team mit Hilfe des kalifornischen Mount Palomar-Oservatoriums erstmals den kleinen, unscheinbaren Lichtpunkt, der inzwischen die vorläufige Bezeichnung 2003UB313 erhielt. Damals waren sich die Forscher der Tragweite ihrer Entdeckung freilich noch nicht bewusst, denn erst 15 Monate später, im Januar dieses Jahres, bemerkte das Wissenschaftler-Team um Dr. Mike Brown vom "California Institute of Technology" bei einer nochmaligen Auswertung der 15 Monate zuvor erfassten Bilder, dass sich der damals fotografierte Lichtpunkt ein kleines Stückchen zwischen den Hintergrundsternen weiter bewegt hatte. Demnach konnte es sich nicht um einen fernen Fixstern handeln, sondern die Bilder mussten einen bisher unbekannten, jedoch unsere Sonne umrundenden Himmelkörper zeigen.

Es folgten Wochen und Monate weiterer Beobachtungen, Untersuchungen und emsiger Berechnungen, bis endlich feststand: Die Wissenschaftler hatten das bisher sonnenfernste Objekt unseres Sonnensystems entdeckt! Es bewegt sich innerhalb des so genannten "Kuiper-Gürtels", einem Ring aus vereisten Felsbrocken unterschiedlichster Größen, welche die Sonne weit außerhalb der altbekannten Planetenbahnen, in einem Abstand von etwa 30 bis 100 AE (astronomische Einheiten) umrunden, wobei eine AE dem Abstand zwischen Sonne und Erde entspricht, der etwa 150 Millionen Kilometer beträgt. Bei den Kuiper-Objekten handelt es sich vermutlich um Überbleibsel aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems, um ursprüngliches "Baumaterial" für Planeten also, das bei der einstigen Verklumpung kosmischen Staubs zu Planeten übrig geblieben ist.

Nähere Untersuchungen ergaben, dass der neue Himmelkörper mit einem wahrscheinlichen Durchmesser von 2300 bis 2900 km deutlich größer ist als Pluto, der neunte Planet unseres Sonnensystems, und dass er - ebenso wie Pluto - höchstwahrscheinlich aus vereistem Gestein besteht. Während Pluto für einen Umlauf um unser Zentralgestirn 248 Erdenjahre benötigt, braucht 2003UN313 allerdings stolze 560 Jahre für einen einzigen Sonnenumlauf. Und dieser verläuft auch noch in einer extrem elliptischen Bahn, so dass der Abstand des planetaren Objekts zur Sonne während eines Umlaufs zwischen 38 und 97 AE schwankt.

Der neue Planetenanwärter ist also selbst bei seiner größten Annäherung an unser Zentralgestirn immer noch knapp 40 mal so weit und zur Zeit seines größten Abstands fast 100 mal weiter von der Sonne entfernt, als die Erde. Wie gewaltig diese Entfernungen sind, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das Licht der Sonne bis zur Erde nur knapp 8 1/2 Minuten benötigt. Um die derzeit rund 97 AE zu dem fernen Himmelskörper zurückzulegen, braucht es dagegen fast 14 Stunden! - Zum Vergleich: Unser Mond ist von der Erde mit durchschnittlich etwa 384.000 Kilometern noch nicht einmal 1 1/2 Lichtsekunden entfernt, denn Licht bewegt sich ja bekanntlich mit der rasanten Geschwindigkeit von rund 300.000 Kilometern pro Sekunde, - mit "Lichtgeschwindigkeit" eben!

2003UB313 ist nur die vorläufige, wissenschaftliche Bezeichnung für den neu entdeckten Himmelskörper. Erst nach Prüfung ihrer Entdeckung durch die Internationale Astronomische Union, wollen die Forscher von ihrem Vorrecht Gebrauch machen, dem Objekt einen richtigen Namen zu geben. Ganz sicher ist dessen Einstufung als Planet allerdings noch nicht, denn die Meinungen darüber gehen auseinander, ob Himmelskörper, die sich innerhalb des so genannten "Kuiper-Gürtels" bewegen, überhaupt als Planeten eingestuft werden sollten. Andererseits ist aber auch Pluto ein Objekt, das tief in diesen Kuiper-Gürtel eindringt: Auch seine Umlaufbahn schwankt stark und erstreckt sich in einem Abstand von 30 bis 50 AE von der Sonne. Der Kuiper-Gürtel umschließt die Sonne in einer Entfernung von 30 bis 100 AE. In seinem Bereich werden mehr als 10.000 vereiste Felsbrocken mit Durchmessern von über 100 Kilomtern vermutet.

So dürfte der Anerkennung von 2003UB313 als zehnter Planet erst mal noch eine hitzige, wissenschaftliche Fachdiskussion vorausgehen, denn will man den Himmelskörper trotz seiner Pluto übertreffenden Größe mit Verweis auf dessen Natur als Kuiper-Objekt als Planeten nicht anerkennen, so müsste man konsequenterweise auch dem Pluto den seit dessen Entdeckung verliehenen Planetenstatus im Nachhinein aberkennen. Plutos Planetenstatus widerum ist jedoch historisch begründet und auch kulturell tief in unserem Denken verankert, so dass man auf den Ausgang der Fachdebatte sehr gespannt sein därf ...

Die Diskussion, ob UB313 der Planetenstatus zuerkannt werden sollte, erhielt zudem im Oktober 2005 mit der Entdeckung, dass das Objekt sogar von einem Mond umrundet wird, neue Nahrung: So wird der möglicherweise bald 10. Planet von einigen Medien bereits mit dem Namen "Xena" und sein frisch entdeckter Mond als "Gabrielle" vorgestellt. Nach Angaben des Mitentdeckers Dr. Mike Brown vom California Institute of Technology (Caltech) handelt es sich bei diesen Code-Namen allerdings nur um rein teamintern verwendete Bezeichnungen. Auf welchen Namen man das Duo im Falle der Zuerkennung des Planetenstatus letztendlich dann taufen werde, stehe bisher jedoch noch nicht fest.

Immerhin: Wenigstens die Frage, ob es auf jener vereisten Felskugel in den Tiefen des Alls auch sowas wie "Wetter" gibt, stellt sich wohl nicht. Denn 2003UB313 ist wegen seiner riesigen Entfernung von der Sonne die meiste Zeit über von tiefer Weltraumkälte umgeben, so dass sich alle etwa vorhandenen Gase, die unter günstigeren Bedingungen eine Atmosphäre bilden könnten, in tief gefrorener Form als Eis auf seiner Oberfläche niedergeschlagen haben müssten. - Wie die Forscher berechnet haben, steigt die Temperatur an der Oberfläche des Himmelskörpers nämlich nicht über minus 240 Grad Celsius und liegt damit nur 32 Grad über dem absoluten Nullpunkt, jener Superkälte, bei der jede Molekularbewegung letztlich aufhört!


Weitere Informationen zu 2003UB313 finden Sie auf der Webseite "New Planet" des Mit-Entdeckers, Dr. Mike Brown.


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