Riesenplanet Jupiter am Spätabendhimmel
Reiner Boulnois
Im ersten Monat des Winterhalbjahres verkürzt sich die Zeit des lichten Tages um zwei auf ungefähr 9,5 Stunden. Die Dämmerungsphase ist jetzt besonders kurz. Der Anblick des Sternenhimmels bei Eintritt der Dunkelheit ändert sich bis zum Jahresende nur unwesentlich, da die Sonne stetig früher untergeht. Der Vergleich zwischen einer exakt ausgerichteten Sonnenuhr und Zeitfunkuhren zeigt, dass die Sonne nach der Sonnenuhr Ende des Monats mehr als eine Viertelstunde früher unter dem Horizont verschwindet, als nach der gültigen, gesetzlichen Zeit. Dieses Phänomen ist als Zeitgleichung bekannt. Durch sie verstärkt sich auch der Eindruck, dass die Tage im Herbst besonders schnell kürzer werden. Am Sonntag, den 28.Oktober, hat der Tag wieder einmal 25 Stunden, da an diesem Tag die Uhren von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt werden und die "verlorene" Stunde vom März "zurückgewonnen" wird. Aus der Sommerzeit wird damit wieder die "normale" MEZ.

Die Zeitgleichung: Die Kurven stellen die wahre und die mittlere Ortszeit dar. Gut zu sehen ist die besonders große negative Abweichung Anfang Mai und die positive Abweichung Anfang November. Urheber: Thomas Steiner
Zum Monatsanfang steht der noch fast volle Mond im Sternbild Fische. Auf seiner Bahn in den nördlichsten Bereichen der Ekliptik geht er am Abend des 5. Oktober südlich an dem hell leuchtenden Planeten Jupiter vorbei und steht am 8. Oktober im Sternbild Zwillinge im letzten Viertel. Als abnehmende Sichel mit dem erkennbaren Erdschein auf der nicht beleuchteten Mondoberfläche geht er in den Tagen um den 12. Oktober weit südlich an der gleißend hellen Venus vorbei und erreicht am 15. die Neumondphase. Als zunehmende Sichel dicht über dem Südwesthorizont geht er sodann am Planeten Mars vorbei und steht am 22. Oktober im Sternbild Schütze in seinem ersten Viertel. Am 29. Oktober steht der Oktober-Vollmond schließlich im Sternbild Fische.
Von den Planeten bleiben im ganzen Monat Saturn und Merkur der Sonne zu nahe und können daher mit bloßem Auge nicht erfasst werden. Dagegen ist Venus weiterhin sehr heller Morgenstern, der fast drei Stunden vor der Sonne über dem Osthimmel erscheint. Am 3. Oktober zieht sie morgens sehr dicht am hellen Löwen-Hauptstern Regulus vorbei. Ihre Bewegung kann sehr gut in den Tagen davor und danach verfolgt werden. Ende des Monats überschreitet sie dann, schon im Sternbild Jungfrau angelangt, den Himmeläquator von Nord nach Süd.
Vor dem Aufgang des Morgensterns ist der Riesenplanet Jupiter das auffälligste Objekt, das schon weit vor Mitternacht im Nordosten über dem Horizont auftaucht und dann die ganze restliche Nacht über beobachtet werden kann. In guten Ferngläsern und kleinen Teleskopen sind in seiner Atmosphäre helle Zonen und dunkle Bänder auszumachen. In größeren Beobachtungsgeräten lassen sich sogar Wirbelstrukturen, größer als die Erde, erkennen. Schon innerhalb von nur einer Stunde können Bewegungen dieser Details erfasst werden, die auf eine sehr hohe Rotationsgeschwindigkeit des Riesenplaneten schließen lassen. Bereits in Ferngläsern lassen sich die vier großen Monde und deren Umläufe um Jupiter verfolgen, wobei es zu Durchgängen der Mondscheiben und ihrer Schatten vor und zu Bedeckungen bzw. Verfinsterungen hinter der Planetenscheibe kommen kann.
Mars kann wegen seiner sehr südlichen Position in der Abenddämmerung nur kurze Zeit als rötliches Objekt über dem Südwesthorizont erspäht werden. Am 18. Oktober zieht die schmale Mondsichel nördlich an ihm vorbei. Zwei Tage später ist Mars etwa acht Monddurchmesser nördlich des Fixsterns Antares = "Gegenmars" aufzufinden. Die seltsame Bezeichnung für den Hauptstern des Skorpion leuchtet ein, wenn man die rötliche Färbung beider Objekte direkt vergleichen kann. Allerding ist Antares ein roter Überriese mit dem 700-fachen Durchmesser unserer Sonne (die Marsbahn hätte in ihm gut Platz!), der mehr als 17 Sonnenmassen enthält und mit 70000-facher Leuchtkraft der Sonne aus etwa 600 Lichtjahren Entfernung funkelt. Antares ist auf dem besten Weg, um in astronomisch recht kurzer Zeit als Supernova zu explodieren.
Auch der kleinere Gasplanet Uranus ist im Oktober gut zu beobachten, der unter besten Sichtbarkeitsbedingungen sogar mit bloßem Auge im Sternbild Fische erspäht werden kann. Da sich der Planet ab diesem Jahr nördlich des Himmelsäquators befindet und bis 2034 immer höhere Positionen erreicht, verbessern sich die Möglichkeiten zu seiner Beobachtung ständig. Man findet ihn südöstlich vom Ring des Sternbilds Fische, in stärkeren Teleskopen als grünliches Objekt.

Auch Uranus hat zahlreiche Monde, bisher sind 27 bekannt und benannt. Als während seiner letzten Opposition im August 2006 die Äquatorgebiete in Richtung Sonne wiesen, konnte mit dem Hubble-Weltraumteleskop zum ersten Mal ein Durchgang eines seiner Monde (Ariel) und dessen Schattenwurf beobachtet werden. - Quelle: NASA
Das Zodialkallicht, an Staub in der Ekliptik gestreutes Sonnenlicht, kann morgens bei sehr klarer Horizontsicht als eine sehr schwache, kegelförmige Lichtsäule über dem Aufgangsort der Sonne ab 6 Uhr erkannt werden. Jedes störende Licht, selbst schwächster Mondschein, schließt ein Beobachten dieser von Immanuel Kant als "Halsschmuck der Sonne" bezeichneten Erscheinung aus.
Der abgebildete Sternhimmel zeigt im Südosten nun schon typische Herbststernbilder. Im Südwesten dominieren dagegen noch die Sommersternbilder. Hier soll auf einige sehr unterschiedliche Beobachtungsobjekte im Sternbild Andromeda hingewiesen werden. Der östliche Stern der Andromedakette, Alamak, ist ein interessanter Doppelstern in etwa 370 Lichtjahren Entfernung. Die hellere Komponente erscheint orange, die schwächere dagegen blauweiß (sie besteht in Wahrheit aus drei nicht trennbaren Komponenten). Ausgehend von diesem Doppelstern in Richtung des Sterns an der Spitze vom Sternbild Dreieck findet man den offenen Sternhaufen NGC 752, der eventuell mit bloßem Auge, sicher in einzelne Sterne aufgelöst im Fernglas sehen kann. Geht man von Alamak etwa gleich weit, allerdings nördlicher, so kommt man zum Stern Y Andromedae, der mit einer Helligkeit von 4. Größenklasse leicht auffindbar ist.
Dieser sonnenähnliche Stern ist rund 44 Lichtjahre entfernt, aber jünger, heißer und massereicher als die Sonne. Er besitzt einen Roten Zwerg im 750-fachen Abstand Erde – Sonne als Begleiter, und in viel geringerem Abstand mindestens drei Planeten, die seit 15 Jahren beobachtet werden. Dieses erste bekannte und meistuntersuchte Exoplanetensystem zeigt allerdings Eigenschaften, die es als nicht stabil erscheinen lassen. Damit ist es ein Beispiel, das unsere Vorstellungen von Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen wie unserem Sonnensystem stark herausfordert. Auf den Andromedanebel M 31 mit den beiden leicht auffindbaren Begleitgalaxien sei hier nur der Vollständigkeit halber hingewiesen. Die Milchstraße zieht sich von Südwesten durch den Zenit nach Nordosten über das Firmament.
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