Der September gehört zu den beliebtesten Monaten für Sternfreunde; es ist noch ausreichend warm und bereits recht früh dunkel. Häufig herrscht eine mehrere Wochen andauernde spätsommerliche Hochdruckwetterlage vor, die unter dem Namen Altweibersommer bekannt ist. Der astronomische Herbstanfang ist in diesem Jahr am 22. September um 18:30 Uhr MESZ.
Die Planeten Merkur, Venus und Saturn sind im September nur für Frühaufsteher zu erkennen, sie stehen vor der Morgendämmerung über dem östlichen Horizont. Mars und Jupiter befinden sich zu dicht an der Sonne und sind somit unsichtbar.
Wenn auch in diesem Monat keine hellen Planeten am Abendhimmel zu finden sind, lassen sich dennoch zwei Geschwister der Erde beobachten; die beiden fernen Gasplaneten Uranus und Neptun sind im September günstig platziert. Uranus wurde erst im Jahre 1781 entdeckt, obwohl er sogar an dunklen Beobachtungsorten mit dem bloßen Auge zu sehen ist. Deutlicher sieht man ihn allerdings in einem Fernglas als kleines grünblaues Scheibchen, man findet ihn in diesem Monat im Sternbild Wassermann.
Abweichungen zu der berechneten Bahn ließen auf einen weiteren Planeten schließen, der durch seine Anziehungskraft den Weg von Uranus störte. Die Entdeckung des achten Planeten gelang dem Astronomen J.G. Galle im Jahre 1846 in Berlin, nahe der von dem französischen Mathematiker Leverrier - durch die Störungen von Uranus – vorausberechneten Position im Sternbild Steinbock. Der neuentdeckte Planet erhielt den Namen Neptun; er hat eine Umlaufszeit von 146 Jahren und wird erst 2009 seinen ersten Umlauf seit seiner Entdeckung vollendet haben. Neptun ist zu lichtschwach, um ihn mit dem bloßen Auge zu sehen.
Wenn auch zu Beginn der Dunkelheit die Sommermilchstraße mit vielen Sternhaufen und Nebelflecken sowie das Sommerdreieck aus den Sternbildern Adler, Schwan und Laier mit seinen sehr auffälligen Sternen, Altair, Deneb und Wega noch gut zu bebachten sind, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch am Sternhimmel zunehmend herbstliche Konstellationen die Vorherrschaft antreten: Die Sternbilder Pegasus, Wassermann Steinbock und südlicher Fisch mit dem hellen Stern Fomalhaut künden vom nahenden Herbst und verdrängen im Laufe der Nacht die sinkenden Sommersternbilder.
Sterne scheinen übrigens durchaus gesellig zu sein, die wenigsten von ihnen streifen allein durch die Tiefen des Universums. So ist beispielsweise in einem kleinen Teleskop zu sehen, dass der orangefarbene Stern Albireo an der Südspitze des Schwans einen bläulich leuchtenden Begleiter zur Seite hat. Größere Amateurteleskope zeigen im Kugelsternhaufen M15 im Sternbild Pegasus, dessen Licht fast 50.000 Jahre benötigt, um das Auge des irdischen Beobachters zu erreichen, Tausende lichtschwache Sterne, die alle gemeinsam um das Zentrum unserer Galaxie kreisen. Man schätzt, dass sich in einem solchen Kugelsternhaufen 100.000 bis eine Million Sterne tummeln.
Doch weitere kleine "Wunder" hält das Fernrohr für uns bereit: Das Sternbild Cepheus steht so nahe am Himmelspol, dass es in unseren Breiten das ganze Jahr über sichtbar ist. Der bekannteste Stern im Cepheus ist d Cep (sprich: delta Cephi). Bereits in einem Fernglas ist zu erkennen, dass der gelbliche d Cep einen blauen Begleiter hat. Seinen Bekanntheitsgrad verdankt dieser Stern jedoch seinem Lichtwechsel von exakt 5 Tagen, 8 Stunden und 48 Minuten. Er ist der Prototyp von einer Gruppe kurzperiodischer Veränderlichen, den nach ihm benannten Cepheiden. Cepheiden sind Überriesen, die ihre Helligkeit in regelmäßigen Zeitabständen verändern, die Periode ihres Lichtwechsels steht in direkter Beziehung zu ihrer absoluten Leuchtkraft. Damit sind Cepheiden "kosmische Meilensteine", findet man Cepheiden in Sternhaufen oder Galaxien kann aus der Periode ihres Lichtwechsel auf ihre Leuchtkraft geschlossen werden und daraus die Entfernung des ganzen Sternensystems abgeleitet werden. d Cep ist etwa 1000 Lichtjahre entfernt, sein Durchmesser übertrifft den unserer Sonne um dass 30-fache und ihre Leuchtkraft im Mittel um das 3000-fache.
Ein weiterer bekannter Stern im Cepheus ist der Stern m Cep (sprich: my Cepheus), der wegen seiner auffälligen rötlichen Farbe auch "Granatstern" genannt wird. Dieser Stern ändert ebenfalls wie d Cep seine Helligkeit, jedoch in unregelmäßigen Abständen. Auch bei diesem Stern ist der Lichtwechsel in den physikalischen Eigenschaften dieses Riesensternes, der fast zweitausend mal größer als unsere Sonne ist, begründet. Der Lichtwechsel beider Sterne kann leicht mit dem bloßen Auge verfolgt werden.
All diese kleinen und größeren himmlischen "Wunder" können Sie im heurigen September, wenn das Wetter mitspielt, vielleicht selbst einmal durch ein Fernrohr beobachten, denn in der Nacht vom 18. auf den 19. September 2004 ist es soweit: In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die erste "Lange Nacht der Sterne" gefeiert! Rund 170 Planetarien, Sternwarten, astronomische Vereine, Museen, Unternehmen und wissenschaftliche Institute laden Interessierte zusammen mit dem Magazin "stern" dazu ein, sich näher mit der Astronomie zu befassen: Unter fachkundiger Anleitung werden Besucher die Möglichkeit bekommen, die Faszination des Weltalls zu erleben und Teil eines einzigartigen Events zu werden. Nähere Informationen zur Aktion "Lange Nacht der Sterne" und über Veranstaltungen in Ihrer Nähe finden Sie unter www.lange-nacht-der-sterne.info
Wir wünschen Ihnen eine vom Wetter begünstigte, spannende und "Lange Nacht der Sterne"...