Bestimmung der Qualität des Nachthimmels mit Hilfe des Pegasusvierecks
von Winfried Kräling
Volkssternwarte Marburg e.V.
Im November, dem Nebelmond – wie der November von unseren Vorfahren genannt wurde – tut sich die Sonne oft schwer durch Nebel oder Hochnebel zu dringen. Doch wenn es ihr gelingt, die Nebeldecke aufzulösen oder wenn der Himmel nach Durchzug einer Wetterfront abends schlagartig aufreist, lenkt ein Gestirn die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich: Es ist Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, der abends hell strahlend in südöstlicher bis südlicher Richtung am Himmel steht. Jupiter befindet sich auch im November noch in bester Beobachtungsposition, schon ein Fernglas genügt um die vier hellsten seiner 63 Monde zu erkennen. Mittlere und größere Amateurteleskope zeigen eine Vielzahl an Details in der lebhaften Jupiteratmosphäre. Jupiter rotiert in ca. 9 Stunden 55 Minuten einmal um seine eigene Achse, so dass im Laufe von wenigen Stunden neue Wolkenstrukturen gesehen werden können.
Ähnlich rasch, nämlich in 10 Stunden 47 Minuten, rotiert auch der Planet Saturn um seine Achse. Dieser Planet kann im November im Sternbild Jungfrau am Morgenhimmel aufgefunden werden. Auch er ist von einer dichten Atmosphäre umgeben, die den Blick auf darunter liegende Schichten verwehrt. Die Saturnoberfläche zeigt sich weitaus homogener als die von Jupiter, dafür besticht Saturn mit seinem eindrucksvollen Ring. Ein weiterer Planet ist im November am Morgenhimmel sichtbar, es ist Venus, die sich in der zweiten Monatshälfte anschickt, etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang in östlicher bis südöstlicher Richtung knapp über dem Horizont als Morgenstern zu strahlen. Bei einem Blick durch ein kleines Fernrohr ist die markante Sichelgestalt der Venus nicht zu übersehen.
Das Sternbild Pegasus mit seinen Deep-Sky-Objekten
Durch die immer früher einsetzende Dunkelheit halten sich im südwestlichen Teil der Sternkarte noch hartnäckig einige Sommersternbilder, wie Schwan, Adler und Leier. Doch im Rest der Karte dominieren typische Herbststernbilder, von denen heute das Sternbild Pegasus etwas näher betrachtet werden soll. Das bereits in der Antike erwähnte Sternbild stellt ein (auf dem Kopf stehendes) geflügeltes Pferd dar, das dem Hals der todbringenden Medusa entsprang, nachdem Perseus dieser das Haupt abgeschlagen hatte. Am Himmel ist das Pegasusviereck recht auffällig, es wird aus den Sternen Algenib, Markab, Scheat und dem zum Sternbild Andromeda zählenden Stern Sirrah gebildet.
Dieses Viereck wird auch dazu benutzt, die Himmelsgüte an seinem Standort zu bestimmen. Bei einem lichtverschmutzten Stadthimmel lassen sich mit dem bloßen Auge keine weiteren Sterne innerhalb dieses Vierecks erkennen, bei einem mäßigen Vorstadthimmel sieht man bereits 4 bis 5 Sterne darin. Bei gutem Landhimmel sind dagegen rund 20 Sterne und unter einem exzellenten Himmel (nicht mehr in Mitteleuropa, sondern nur noch in unbesiedelten Wüstengebieten z.B Namibias oder der Outbacks in Australien zu sehen) sogar mehr als 50 Sterne innerhalb des Pegasusviereckes sichtbar. Diese Zahlen verdeutlichen, welchen Preis wir für unseren technischen Fortschritt bezahlen: den schleichenden Verlust eines der ältesten Kulturgüter der Welt - den Nachthimmel.
Zwischen den Sternen Markab und Sadalbari, dessen Name soviel wie "Glücksstern des Vortrefflichen" bedeutet, findet man in einem Fernglas den lichtschwachen Stern 51 Peg. Dieser war der erste Stern (nach unserer Sonne), bei dem 1995 ein Planetensystem nachgewiesen wurde. Bei der Auswertung seines Spektrums zeigte sich, dass der Stern von einem Planeten von der Größe des Jupiters umkreist wird. Im Sternbild Pegasus finden wir auch zwei so genannte DeepSky-Objekte, also Gebilde jenseits unseres Sonnensystems oder sogar jenseits unserer eigenen Galaxie. Bei M15 handelt es sich um einen Kugelsternhaufen. Seine Entfernung beträgt etwa 37.000 Lichtjahre, der tatsächliche Durchmesser ca. 130 Lichtjahre, somit gehört M15 eindeutig zu unserem Milchstraßensystem.
Bereits in einem Fernglas lässt sich M15 als "verwaschener" Stern erkennen, kleinere Teleskope zeigen einen kreisrunden Nebelfleck und mit zunehmendem Objektivdurchmesser können immer mehr Einzelsterne gesehen werden. Nach Schätzungen von Astronomen beträgt die Gesamtzahl in diesem Kugelsternhaufen etwa 500.000 Sterne. Die Galaxie NGC 7331 ist ein selbstständiges Milchstraßensystem in einer Entfernung von etwa 50 Millionen Lichtjahren, oberhalb des Sternes Matar. NGC 7331 ist nicht in "normalen" Ferngläsern zu erkennen, um sie zu beobachten benötigt man ein Teleskop ab ca. 70 Millimeter Öffnung und eine Himmelsgüte bei der zumindest 10 Sterne im Pegasusviereck mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Zu sehen bekommt man ein deutlich ovales Scheibchen, das mit zunehmender Teleskopgröße immer deutlicher wird.
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