Farbiges Wintersechseck heller Sterne
Reiner Boulnois
Volkssternwarte Marburg e.V.
Im Verlauf des in diesem Jahr um einen Schalttag verlängerten Spätwintermonats gewinnt die Sonne am Mittag fast 10 Grad an Mittagshöhe über dem Horizont. Dabei nimmt die Tageslänge um mehr als 1 Stunde und 40 Minuten zu. Unser Tagesgestirn wechselt Mitte des Monats aus dem Sternbild Steinbock in den Wassermann und bleibt als Beobachtungsobjekt weiterhin interessant, da die Sonne im auslaufenden Sonnenfleckenzyklus immer noch eine erhöhte Aktivität zeigt.
Unser Erdtrabant steht am Morgen des 1. Februar nördlich von Mars als abnehmender Halbmond nahe dem hellsten Stern im Tierkreissternbild Waage. Danach bewegt sich die abnehmende Mondsichel weiter in den südlichen Bereichen der Ekliptik, geht drei Tage später nördlich am Ringplaneten Saturn und dem roten Überriesenstern Antares im Skorpion vorbei und bildet schließlich am Morgen des 6. Februar mit den beiden inneren, d.h. sonnennäheren Planeten ein interessantes auffälliges Dreieck. Dabei kann das aschfarbene Mondlicht sehr gut gesehen werden, auch noch am nächsten Morgen bei einer hauchdünnen Mondsichel am letzten Tag der Morgensichtbarkeit vor der Neumondphase. Schon einen Tag nach Neumond taucht die nun hauchdünne zunehmende Mondsichel dicht über dem südwestlichen Horizont in der Abenddämmerung auf und in den nächsten Tagen ist wieder sehr schön das Erdlicht zu sehen. In der Nacht zum 24. Februar zieht der noch fast volle Mond südlich an Jupiter vorbei. Am Monatsende findet man den abnehmenden Halbmond wieder nördlich von unserem roten Nachbarplaneten Mars.
Der sonnennächste Planet Merkur bleibt bis zum 7. Februar am Morgenhimmel in der Dämmerung dicht über dem Südosthorizont sichtbar. In diesem Zeitraum bietet die helle Venus eine Hilfe zum Erspähen des selten sichtbaren sonnennahen Planeten. Venus selbst erscheint im Teleskop zu fast 90 Prozent beleuchtet. Sie wird im Monatsverlauf für das bloße Auge am Morgenhimmel zu einem zunehmend schwieriger zu beobachtenden Objekt, da sie der Sonne nachläuft und erheblich südlicher als diese steht. Mars, der dieses Jahr im Mai in Erdnähe gelangen wird, zeigt nun langsam eine Helligkeitssteigerung. Er bewegt sich auf den noch südöstlicher stehenden Ringplaneten zu, wird diesen aber erst nach seiner Oppositionsstellung überholen. Jupiter nähert sich im Februar seiner diesjährigen Oppositionsstellung zur Sonne und bleibt während der gesamten Nachtstunden ein auffälliges Beobachtungsobjekt. Mit Eintritt der Dunkelheit zeigt er schon im Fernglas ständig wechselnde Anblicke, bedingt durch seine schnelle Rotation und den Umlauf seiner vier hellen Monde. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich zunehmend, da er immer früher am Morgenhimmel über dem Südosthorizont erscheint und es kann in Teleskopen vor der Morgendämmerung der berühmte Ring und einige seiner Monde beobachtet werden. Der Öffnungswinkel, unter dem wir auf sein Ringsystem blicken, ist beinahe maximal, wodurch auch die scheinbare Helligkeit des Planeten erhöht ist.
Die Wintersternbilder sind nun mit vielen auffällig hellen Sternen in die beste Beobachtungsposition in Richtung Süden gerückt. Bei klarer Sicht können die Farbunterschiede bei den hellsten funkelnden Fixsternen erkannt werden, wobei die blauweißen die höchsten Oberflächentemperaturen (bis 12.000 Grad Celsius) aufweisen, die rötlichen dagegen die niedrigsten (3.000 Grad). Das ist weniger als die Temperatur in den Zentralbereichen der Sonnenflecken, die etwa 2000 Grad unterhalb der Temperatur der ungestörten Sonnenoberfläche mit 5.500 Grad liegt. Damit gehört unsere Sonne zu den Gelb erscheinenden Sternen. Aus der Zusatzgrafik, die einige dieser Sterne bewusst unscharf als Scheiben abgebildet zeigen, sind die Farben der Sterne eindeutig zu erkennen. Daneben ist auch noch der Spektraltyp der Sterne angegeben, der weitere Rückschlüsse auf das Stadium der Entwicklung dieser Sterne zulässt.
Farben und Temperaturen von Sternen
Das Funkeln der Sterne, die sich für uns wegen ihrer ungeheuren Entfernung als punktförmige Objekte selbst in den größten Teleskopen zeigen, ist das Unterscheidungsmerkmal zu den vergleichbar hellen Planeten wie der Riesenplanet Jupiter die als für uns flächige Objekte ein sehr viel ruhigeres Erscheinungsbild zeigen. Damit ist ein einfaches Unterscheidungsmerkmal für das bloße Auge zwischen Planeten und den Sternen, etwa dem vergleichbar hellen "Flackerstern" Sirius, gegeben. Die Nebel im Sternbild Orion zeigen die große Dynamik in dieser Region in mehr als 1000 Lichtjahren Entfernung. Im Gas und Staub des Orionnebels M42 entstanden und entstehen gegenwärtig Tausende von Sternen aller Größen, wobei die UV-Strahlung der massereichsten die Moleküle zur Emission anregen, das weniger energiereiche Licht wird von den Molekülen reflektiert. Staubreiche Molekülwolken absorbieren das Licht der weiter entfernten Sterne und erscheinen in teilweise bizarren Formen wie dem Pferdekopfnebel. Viele Sterne in dieser Region sind eher junge Objekte, die teilweise noch von Gas- und Staubscheiben umgeben sind, aus denen sich zukünftig Planetensysteme entwickeln können. In der Sternkarte ist zudem noch auf die Positionen der Andromedagalaxie und auf den Doppelhaufen der beiden offenen Sternhaufen h und chi im Sternbild Perseus hingewiesen, die alle interessante Beobachtungsobjekte auch schon für Ferngläser darstellen.
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