Mira – ein wunderlicher Stern
Reiner Boulnois
Volkssternwarte Marburg e.V.
Im Verlauf des kurzen Spätwintermonats Februar gewinnt die Sonne am Mittag fast 10° an Höhe, wodurch die Tageslänge um mehr als 1 Stunde und 40 Minuten zunimmt. Unser Tagesgestirn wechselt Mitte des Monats aus dem Sternbild Steinbock in den Wassermann und bleibt als Beobachtungsobjekt weiterhin interessant, da hin und wieder erhöhte Aktivität im auslaufenden Sonnenfleckenzyklus auftritt. Am 26. Februar schiebt sich der Neumond vor die Sonnenscheibe und es kommt zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis, die leider nur in Südamerika und im südlichen Afrika beobachtet werden kann.
Der Mond zieht am Abend des 5. Februar kurz nach seinem ersten Viertel durch den Sternhaufen der Hyaden im Sternbild Stier und bedeckt dabei einige recht helle Sterne. Kurz vor Mitternacht geht er dann ganz knapp südlich an dem hellen, roten Stern Aldebaran vorbei. In der Nacht vom 10. auf den 11. Februar taucht unser Erdtrabant dann vollständig in den Halbschatten der Erde ein, wodurch der Vollmond einen Grauschleier, von Nord nach Süd abnehmend, in der Stunde um 1.44 Uhr erhält. Um Mitternacht zum 16. Februar steht der nun abnehmende Mond nahe bei Jupiter und Spica, am Morgen des 21. Februar dann beim Ringplaneten Saturn. Schließlich zieht der dann zunehmende Mond mit sehr schönem Erdlicht am Abend des 28. Februar über dem Westhorizont an Venus vorbei. Dabei ergänzt der höher stehende Mars beide zu einem Dreieck.
Der sonnennächste Planet Merkur bleibt in diesem Monat für das bloße Auge unsichtbar. Dafür ist Venus, unser innerer Nachbarplanet, weiterhin der Blickfang am Abendhimmel mit ihrer maximalen Helligkeit. Sie erscheint im Teleskop als Sichel, die zunehmend schmaler, aber auch größer wird. Ihre scheinbare Bewegung wird langsamer, so dass ihr Abstand zum äußeren Nachbarplaneten Mars im Monatsverlauf erkennbar zunimmt. Der Rote Planet bewegt sich etwa 300 Millionen km von der Erde entfernt und bleibt als Beobachtungsobjekt weiterhin unattraktiv. Am Abend des 26. Februar zieht er am Planeten Uranus vorbei, was im Fernglas verfolgt werden kann.
Jupiter geht vor Mitternacht auf und ist dann ein auffälliges Beobachtungsobjekt. Er zeigt schon im Fernglas ständig wechselnde Anblicke, bedingt durch seine schnelle Rotation und den Umlauf seiner vier hellen Monde. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich zunehmend, da er immer früher am Morgenhimmel über dem Südosthorizont erscheint. Es können nun vor der Morgendämmerung die berühmten Ringe und einige seiner Monde in Teleskopen beobachtet werden. Der Öffnungswinkel, unter dem wir auf sein Ringsystem blicken, ist beinahe maximal, wodurch sich die scheinbare Helligkeit des Planeten erhöht und er trotz seiner gegenwärtig sehr horizontnahen Position recht auffällig ist.
Der veränderliche Stern Mira
In diesem Monat soll auf einen schon vor über 400 Jahren entdeckten "wunderlichen" Stern ausdrücklich hingewiesen werden, der als "mira stella" bezeichnet wurde. Es handelt sich dabei um einen in seiner Helligkeit recht regelmäßig "veränderlichen" Stern im Sternbild Walfisch, der der umfangreichen Gruppe von langperiodischen "Mira-Veränderlichen" ihren Namen gab. Mira selbst ist nach einigen Jahren, in denen das Maximum in Zeiten seiner Nichtsichtbarkeit am Nachthimmel fiel, im Februar und März leicht aufzufinden. Die Bedingungen sind in der Zusatzgrafik dargestellt.
Die Wintersternbilder sind nun mit vielen auffällig hellen Sternen in die beste Beobachtungsposition in Richtung Süden gerückt. Das Funkeln der Sterne, die sich für uns wegen ihrer ungeheuren Entfernung als punktförmige Objekte zeigen, ist das Unterscheidungsmerkmal zu den vergleichbar hellen Planeten, die als für uns flächige Objekte ein sehr viel ruhigeres Erscheinungsbild zeigen. Damit ist ein einfaches Unterscheidungsmerkmal für das bloße Auge zwischen Planeten und den Sternen, etwa dem vergleichbar hellen "Flackerstern" Sirius, gegeben. Viele Sterne in dieser Region sind eher junge Objekte, die teilweise noch von Gas- und Staubscheiben umgeben sind, aus denen sich zukünftig Planetensysteme entwickeln können. In der Sternkarte ist zudem noch auf die Positionen der Andromedagalaxie und auf den Doppelhaufen der beiden offenen Sternhaufen h und chi im Sternbild Perseus hingewiesen, alles interessante Beobachtungsobjekte auch schon für Ferngläser.
| andere Himmelsansichten | nach oben | Sternhimmelarchiv |
|