Die Sonne zeigt nun immer geringere Aktivität
Reiner Boulnois
Volkssternwarte Marburg e.V.
Die Sonne befindet sich in diesem Sommermonat in den nördlichsten Bereichen ihrer Jahresbahn. Am 21. Juli wechselt sie aus dem Sternbild Zwillinge in das Sternbild Krebs. Danach wird es um Mitternacht in Richtung Norden auch wieder absolut dunkel werden, die Zeit der "Weißen Nächte" ist vorbei. Außerdem ist im Monatsverlauf eine Verkürzung der Tageslänge um etwa eine Dreiviertelstunde festzustellen. Am 03. Juli befindet sich die Erde auf ihrer Jahresbahn im weitesten Abstand von der Sonne. Die beiden Himmelskörper trennen dann mehr als 152 Millionen Kilometer. Das sind fast 5 Millionen Kilometer mehr als Anfang Januar. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde.
Die Sonnenfleckenaktivität lässt Jahre nach ihrem Maximum erheblich nach, es treten längere Phasen ohne jeden noch so winzigen Sonnenfleck auf. Das eigentliche Minimum in diesem recht schwach ausgeprägten 24. Aktivitätszyklus wird für 2020 erwartet. Die intensive Beobachtung der Sonne zeitigt ständig neue Erkenntnisse über Vorgänge unter, auf und über der Sonnenoberfläche. Die Sonne folgt einem etwa 11-jährigen Zyklus im Auftreten der aktiven Regionen, die sich durch Sonnenflecken am stärksten bemerkbar machen. Dort strömt kühleres und deshalb auch dunkler erscheindendes Material zur Oberfläche der Sonne. In der Zusatzgrafik ist im roten Licht der H-Alpha-Linie des Wasserstoffs, des weitaus häufigsten Elements auf der Sonne, sehr gut die Dynamik des Plasmas entlang von Magnetfeldern zu erkennen.
Die Sonne in verschiedenen Wellenbereichen
Weitere regelmäßig gemessene Indikatoren sind einmal die Stärke von Radiostrahlung bei einer Wellenlänge von 10,7 cm, die in der unteren Korona entsteht. Zum anderen wird die solare Strahlung im UV-Licht aus den 7.000 Grad heißen, hellen Fackelgebieten, die direkt über der lichtaussenden Photosphäre liegenden Chromosphäre entstehen, dauernd vermessen. Die Auswirkungen schwacher Aktivität können über längere Zeiträume zu einer Verringerung der zur Erde gelangenden Energie führen mit Auswirkungen auf das Erdklima. Übrigens kann man solche Aktivitätszyklen heute auch bei anderen sonnenähnlichen Sternen verfolgen. Für nächstes Jahr ist der Start einer NASA-Raumsonde vorgesehen, die sich der Sonne bis auf 5 Millionen Kilometer nähern und dort die weitläufige, Millionen Grad aufweisende, allerdings sehr dünne Korona um unser Zentralgestirn analysieren soll.
Unser Erdtrabant zeigt gleich zum Monatsbeginn wieder eine beeindruckende Konstellation am Abendhimmel mit dem hellen Planeten Jupiter und dem Hauptstern Spica im Sternbild Jungfrau. In den Nächten vom 5. bis 7. Juli werden dann der rote Überriesenstern Antares und der Ringplanet Saturn nördlich überholt. Diese sind in niedriger Stellung über dem Südhorizont zu beobachten. Am Morgen des 20. Juli findet man die abnehmende Mondsichel zwischen der strahlenden Venus und dem rötlichen Riesenstern Aldebaran über dem Nordosthorizont. Am Abendhimmel des 28. und 29. Juli geht der Mond dann ein zweites Mal in diesem Monat nördlich an Jupiter und Spica vorbei.
Die beiden Planeten Merkur und Mars werden in diesem Monat von der Sonne überstrahlt und bleiben daher für das bloße Auge unsichtbar. Unser Nachbarplanet Venus ist weiterhin als auffälliger Morgenstern zwei Stunden vor Sonnenaufgang sichtbar. Ab dem 10. Juli geht Venus durch das "Goldene Tor der Ekliptik", dem Bereich zwischen den beiden offenen Sternhaufen im Sternbild Stier, nämlich einerseits den Plejaden, dem "Siebengestirn", und andererseits den Hyaden, dem "Regengestirn". Der Riesenplanet Jupiter verkürzt im Monatsverlauf seine Sichtbarkeit, wird aber in der hellen Abenddämmerung sichtbar und lässt dann die Beobachtung seiner obersten Atmosphärenschichten und der unterschiedlichen Konstellationen seiner vier hellen Monde in Teleskopen zu. Außerdem bleibt der Ringplanet Saturn weiterhin ein wunderschönes Beobachtungsobjekt. Die günstigste Zeit für die Beobachtung beginnt sofort nach dem Dunkelwerden bis zum Untergang des Ringplaneten. Im Teleskop kann man dann bei guter Horizontsicht das eindrucksvolle, weit geöffnete Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bewundern sowie den Umlauf der fünf helleren Saturnmonde verfolgen.
Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder aufziehen, steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Atair im Adler und Deneb im Schwan zentral in bester Beobachtungsposition in Richtung Süden. Während von diesen heißen, blau erscheinenden Sternen die beiden helleren, nämlich Atair nur knapp 17 und Wega 25 Lichtjahre entfernt sind, ist der scheinbar lichtschwächste, nämlich Deneb, mit etwa 2.000 Lichtjahren Abstand tatsächlich rund 10.000fach heller. Die Sommermilchstraße zieht sich vom Zenit zum Südhorizont und ist erst nach Einbruch völliger Dunkelheit und ohne störendes Mondlicht beeindruckend. Man schaut dann in den Sternbildern Schwan, Leier, Adler, Schütze und Skorpion in Richtung heller Stern- und dunkler Staub- und Molekülwolken.
Dabei sind für die Beobachtung der vorhandenen Objekte die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit um Mitternacht am besten geeignet. Außerdem ist in Richtung des Sternbildes Schütze auch das Zentrum unserer Milchstraße zu finden, für uns allerdings unsichtbar hinter dichten Nebelwolken in etwa 27.000 Lichtjahren Entfernung verborgen. Zudem findet man in diesem Sternbild den Punkt, an dem die Sonne zur Wintersonnenwende stehen wird. Aufgrund der Kreiselbewegung der Erde, der sogenannten Präzession, wird sich dieser Punkt bis zum Jahr 2260 in das Sternbild Schlangenträger verschoben haben.
| andere Himmelsansichten | nach oben | Sternhimmelarchiv |
|