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Fülle heller Objekte am Morgenhimmel, Venus und ein Komet am Abendhimmel
Reiner Boulnois
Volkssternwarte Marburg e.V.
Im ersten vollständigen Herbstmonat verkürzt sich die maximale Sonnenscheindauer um fast zwei Stunden. Denn die Sonne wandert durch das überstrahlte Sternbild Jungfrau in immer südlichere Bereiche ihrer Jahresbahn und wird dann am Monatsletzten in das Sternbild Waage wechseln. Am Sonntag, den 27.Oktober, hat der Tag wieder einmal 25 Stunden, denn um 3 Uhr MESZ werden die Uhren auf 2 Uhr MEZ zurückgestellt und damit die "verlorene" Stunde vom März "zurückgewonnen". Für uns gilt dann wieder die "normale" MEZ bis zum letzten Märzsonntag 2025. Da sich die Sonne mitten in ihrem Aktivitätsmaximum befindet, ist mit einer großen Anzahl von Sonnenfleckengruppen, Flares, Filamente sowie Protuberanzen über dem Sonnenrand zu rechnen, die mit entsprechenden Teleskopen mit Augen schützenden Sonnenfiltern - z.B. in Sternwarten - beobachtet werden können. Am 2. Oktober ist leider nur im südlichen Südamerika eine ringförmige Sonnenfinsternis zu bestaunen.
Am Abend des 5. Oktober kann die zunehmende Mondsichel südlich vom noch wenig auffälligen "Abendstern" Venus in der Dämmerung beobachtet werden, in der Nacht des 14. Oktober findet man den zunehmenden Mond drei Tage vor dem Oktobervollmond nahe am Ringplaneten Saturn. Dagegen steht der dann abnehmende Mond am Morgen des 21. Oktober nördlich von Jupiter im Sternbild Stier und ist dann zwei Tage später beim Planeten Mars und den Hauptsternen Kastor und Pollux im Sternbild Zwillinge zu finden. Insgesamt zeigt sich eine Fülle heller Himmelsobjekte am schon winterlich geprägten Nachthimmel um Mitternacht, zu dem sich später auch noch der hellste Fixstern Sirius im Sternbild Großer Hund und Prokyon, Hauptstern im Sternbild Kleiner Hund gesellen.

Während der sonnennahe Planet Merkur für Beobachter unsichtbar ist, bleibt unser innerer Nachbarplanet Venus weiterhin nur für kurze Zeit nach Sonnenuntergang in der Abenddämmerung sichtbar. Mars ist ein zunehmend auffälligeres rötliches Objekt nach Mitternacht bis zur Morgendämmerung. Er entfernt sich weiterhin vom strahlenden Riesenplaneten Jupiter. Dessen Sichtbarkeitsdauer beginnt schon weit vor Mitternacht und Beobachtungen in Teleskopen zeigen dann seine interessanten Oberflächendetails und die unterschiedlichen Mondpositionen seiner vier großen, nach Galilei benannten Monde. Saturn ist schon am frühen Abendhimmel zu beobachten. Er verschwindet vor der Morgendämmerung unter dem Südwesthorizont.
Zum Betrachten des attraktiven Ringsystems des Planeten kann man nun sofort nach dem Dunkelwerden mit der Beobachtung auch schon in kleinen Teleskopen beginnen. Wegen der im März nächsten Jahres bevorstehenden "Herbst-Tagundnachtgleiche" am Saturn, der ja in seinem 30 Jahre dauernden Sonnenumlauf auch entsprechend längere Jahreszeiten aufweist, ist das Ringsystem auf ein ständig schmaler erscheinendes Band eingeschränkt. Dadurch können jetzt ähnlich wie bei Jupiter mit größeren Teleskopen auch Mondbedeckungen und –verfinsterungen beobachtet werden.
Der Sternhimmel zeigt nach der Abenddämmerung im Westen noch dominante Sommersternbilder innerhalb des Milchstraßenbandes. Dagegen findet man die typischen Herbststernbilder mit dem auffälligen "Herbstviereck" des Pegasus in ihrer Höchststellung in Richtung Süden. Auf den Andromedanebel M 31, unsere große Nachbargalaxie sowie den Doppelsternhaufen h und chi im Sternbild Perseus sei hier nur der Vollständigkeit halber hingewiesen, da beide Objekte bei guter Sichtbarkeit sogar mit bloßem Auge als neblige Aufhellungen erspäht werden können. Als Vorzeichen des Wintersternhimmels taucht das "Siebengestirn", der offene Sternhaufen der Plejaden, am Osthimmel auf.

Nach längerer Zeit ohne freiäugig sicthtbare Kometenerscheinung wird man Mitte Oktober den schon Anfang letzten Jahres aufgefundenen und von Amateurastronomen sehnlichst erwarteten Kometen C/2023 A3 (Tsuchinschan-ATLAS) abends über dem Westhorizont beobachten können. Welche Helligkeiten die Koma und der Gas- bzw. Staubschweif zeigen werden und wie stark ausgeprägt die Schweifstruktur erscheinen wird, ist erst ab Anfang Oktober genauer abzuschätzen.
Der Komet wird sich im Monatsverlauf aus dem Sternbild Jungfrau in der hellen Abenddämmerung über das Sternbild Schlange in den nördlichen Teil des Sternbilds Schlangenträger in den dunklen Abendhimmel bewegen. Leider wird seine Helligkeit wegen wachsender Sonnenentfernung relativ rasch absinken, aber er bleibt auf jeden Fall auch nach dem Ende seiner Sichtbarkeit für das bloße Auge ein attraktives Objekt für Fernglasbeobachtungen.
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