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Alle hellen Planeten als "Weihnachtssterne" sichtbar
Reiner Boulnois
Volkssternwarte Marburg e.V.
Am Monatsanfang startet meteorologisch das Winterquartal mit den schon früh am Abend beginnenden Beobachtungsmöglichkeiten. Die Sonne durchläuft am 21. Dezember um 10:20 Uhr den südlichsten Punkt ihrer Jahresbahn im Sternbild Schütze und erreicht damit die Wintersonnenwende mit den kürzesten lichten Tagen. Dann hat auch astronomisch der Winter begonnen. Da sich unser Tagesgestirn nahe seinem Aktivitätsmaximum in einem etwa elfjährigen Zyklus befindet, kann weiterhin mit einer großen Zahl von Sonnenfleckengruppen und Protuberanzen sowie gelegentlichen Polarlichtern gerechnet werden. Sonnenbeobachtungen durch Teleskope mit ausreichendem Augenschutz durch Sonnenfilter, die nur etwa ein Hunderttausendstel des normalen Sonnenlichts durchlassen, lohnen sich daher.
In diesem Monat durchläuft der Mond alle Phasen von der Neumondnacht zu Monatsbeginn über Vollmond zur Monatsmitte bis hin zur Neumondnacht, die am vorletzten Dezembertag beginnt. Die schmale zunehmende Mondsichel findet man in der Abenddämmerung des 4. Dezember unterhalb der über dem Südwesthorizont stehenden Venus. Neben den sich in Richtung Westen zum Horizont bewegenden Sommersternbildern sind noch in Höchststellung im Süden bekannte Herbststernbilder mit dem Ringplaneten Saturn, dem sich innerhalb von vier Tagen der dann zunehmende Halbmond nähert, zu sehen. Am Abendhimmel des 14. Dezember findet man den Vollmond nahe Jupiter, drei Tage später nähert er sich dem rötlichen Mars, den er dann am Morgen des 18. Dezember nach 10 Uhr bedecken wird. Zur Monatsmitte erhellt unser Erdtrabant als maximal nördlich stehender Vollmond die langen Winternächte mit rund 16 Stunden Dauer.

Ab der Monatsmitte sind auch alle hellen Planeten für das bloße Auge, quasi als "Weihnachtssterne", sichtbar. Das gilt sogar für den sonnennahen und daher selten wahrnehmbaren Merkur, denn dieser bietet am Morgenhimmel ab der Monatsmitte eine respektable Periode der Sichtbarkeit, die bis ins nächste Jahr reicht. Der innere Nachbarplanet Venus zeigt sich im südlichsten Bereich der Ekliptik als strahlender "Abendstern", der bei klarer Horizontsicht am Monatsende sogar mit bloßem Auge am Taghimmel erspäht werden kann. Diese günstige Abendsichtbarkeitsperiode mit bis zu vier Stunden Sichtbarkeit ab Sonnenuntergang wird bis in den Monat März des nächsten Jahres andauern.
Der am Nachthimmel kurz vor seiner Oppositionsstellung sehr auffällige Mars ist jetzt auch für kleinere Teleskope ein attraktives Beobachtungsobjekt, da die schneller um die Sonne laufende Erde sich rasch unserem rötlichen äußeren Nachbarplaneten nähert. Denn bei der Annäherung an den Nachbarplaneten vergrößern sich dessen Helligkeit sowie die Größe seiner Planetenscheibe, wodurch jetzt viele Details auf seiner Oberfläche wie etwa die helle nördliche Polkappe in Teleskopen zu erkennen sind. Seine Bewegung lässt sich im Monatsverlauf gut anhand der Positionsveränderungen zu dem Sternhaufen Praesepe im Tierkreissternbild Krebs erkennen.
Der Riesenplanet Jupiter erreicht am 7. Dezember seine Oppositionsstellung in 612 Millionen Kilometer Abstand von der Erde und ist daher in seiner Höchststellung um Mitternacht mit den vier hellen Monden und den Details in seiner Atmosphäre besonders gut zu beobachten. Von besonderem Interesse ist die Beobachtung von Veränderungen des "Roten Flecks", einem riesigen Wirbelsturm in der Jupiteratmosphäre sowie die Verfolgung der wechselnden Konstellationen der Monde mit Durchgängen vor und Schattenwürfen auf der Jupiteratmosphäre und dem Verschwinden im Schatten der Planetenkugel. Saturn mit seinem immer schmaler erscheinenden Ringsystem kann nach dem Dunkelwerden sehr gut in Südrichtung in Teleskopen beobachtet werden. Dabei sind seine hellsten Monde auch nahe der Saturnkugel, die kaum noch vom Ringsystem abgedeckt wird, in ihrer Bewegung zu verfolgen.
Man kann also ähnlich wie bei Jupiter besondere Konstellationen der größten Saturnmonde bestaunen. So lässt sich am 6. Dezember ab 19:29 Uhr der Schatten des größten Mondes Titan über die Planetenatmosphäre während mehr als 3 Stunden beobachten. Am 30. Dezember ab 17:29 Uhr verschwindet der Mond innerhalb von etwa 20 Minuten im Schatten des Planeten. Solche Phänomene, die bei uns nur alle 45 Jahre zu beobachten sind, treten im kommenden Jahr ebenfalls häufiger ein. An den zusätzlichen Beobachtungsterminen lassen sich zudem auch die beiden Eisplaneten Uranus und Neptun beobachten.

Die Grafik zeigt die Ausstrahlregion der Geminiden in der Nacht ihres Maximums vom 13. auf den 14. Dezember.
Leider überstrahlt der nahe der Plejaden, dem "Siebengestirn", stehende Mond die meisten der Leuchterscheinungen des beeindruckenden Meteorstroms der Geminiden in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember. Diese Konstellation ist in der Zusatzgrafik für den späten Abendhimmel dargestellt, wo, außer Sirius, die meisten der hellen Sterne des "Wintersechsecks" sowie Jupiter und Mars den dekorativen Hintergrund für die Sternschnuppen bilden, die vom Kleinkörper Phaethon herrührende Teilchen in unserer Atmosphäre verursachen.
Die Milchstraße ist ohne überstrahlendes Mondlicht gut sichtbar und zieht sich vom Sternbild Adler über dem Westhorizont zur Cassiopeia, dem "Himmels-W" im Zenit bis zum Osthorizont im Sternbild Fuhrmann. Die markanten Herbststernbilder stehen in bester Beobachtungsposition in Südrichtung. Tief über dem Südhorizont ist der helle Hauptstern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch unterhalb von Saturn zu erkennen. In den langen Beobachtungsnächten können die meisten der bei uns sichtbaren Sternbilder nacheinander bestaunt werden, außer naturgemäß diejenigen, durch die sich die überstahlende Sonne bewegt.
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